Maria von Mörl

Maria Theresia von Mörl zu Pfalzen und Sichelburg, Abkömmling eines der ältesten Südtiroler Adelsgeschlechter, wurde am 16. Oktober 1812 in Kaltern als zweites von 10 Kindern geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Bereits mit sechs Jahren begann sie zu kränkeln, litt unter Fieber und Entzündungen und wurde von verschiedenen Ärzten erfolglos behandelt. Neben den körperlichen Leiden fühlte sie sich auch von dunklen Gestalten verfolgt. Mit 20 Jahren traten außergewöhnliche Zustände auf, die ihr den Beinamen “die Ekstatische” einbrachten: Das junge Mädchen war so tief in die Leiden des Erlösers versunken, dass es total in sich selbst versank.

Im Juli 1833 erhielt Pater Capistran die Erlaubnis, einen Exorzismus an ihr durchzuführen. Mit 24 Jahren bekam Maria von Mörl an Händen und Füßen Wundmale, jeden Freitag schien sie die Passion Christi mitzuerleben. Von 1841 bis 1868 lebte sie im Kloster der Tertiarschwestern in Kaltern, wo sie die Prominenz Europas empfing: Zu ihrer Zeit war Maria von Mörl auf dem ganzen Kontinent bekannt, tausende Pilger strömten nach Kaltern, um die stigmatisierte Jungfrau zu treffen. Zu ihren Besuchern zählten Clemens Wenzeslaus Brentano de La Roche, ein deutscher Schriftsteller, ebenso wie Adolph Kolping und der Kirchenhistoriker Johann Joseph Ignaz Döllinger.

Am 11. Januar 1868 verstarb Maria von Mörl nach langem Leiden. Geistesgeschichtlich gehört das “ekstatische Fräulein” in die Reihe der außergewöhnlichen Phänomene, für die man sich im 19. Jahrhundert nicht nur im katholischen Raum interessierte. Das Stück Land hingegen, auf dem sich heute der Kalterer Friedhof befindet, wurde zu diesem Zweck von Maria von Mörl gestiftet. In der Diözese Bozen-Brixen bemüht man sich um eine Seligsprechung.